Naturnah statt versiegelt

In Siedlungsgebieten schränken verschiedene Faktoren die Biodiversität ein: Bodenversiegelung mit wasserundurchlässigen Belägen wie Asphalt oder Beton, Schadstoffeinträge, Lichtemissionen, Pestizide sowie die intensive Pflege und monotone Gestaltung von Privatgärten und öffentlichen Freiräumen. Zwar wurden in den letzten 20 Jahren mit Unterstützung der Behörden zahlreiche Grünräume aufgewertet oder neu angelegt – gleichzeitig sind jedoch viele Grünflächen verschwunden. Als Folge der dichteren Bebauung, aber auch des Trends zu vermeintlich pflegeleichten Plätzen und Gärten (Stichwort «Schottergärten») nahm der Versiegelungsgrad im Siedlungsgebiet weiter zu: Er beträgt heute rund 60 Prozent.

 

Naturnahe Gärten und öffentliche Grünanlagen sind besonders wertvolle Lebensrauminseln im Siedlungsgebiet: Werden sie gezielt im Hinblick auf eine hohe Artenvielfalt angelegt und gepflegt, können sie Hunderte Tier- und Pflanzenarten beherbergen. 

Grüne Erlebnisorte

Mehr als 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung lebt in urbanen Gebieten. Eine Mehrheit der Kinder wächst in Städten und Agglomerationen auf und hat wenig Kontakt mit natürlichen Lebensräumen. Doch nur, wer sich emotional mit der Natur verbunden fühlt, gibt der Erhaltung der Biodiversität ein Gewicht. Es braucht also Gelegenheiten, um Naturerfahrungen zu machen.

Naturnahe Gärten sind eigentliche Erlebnisräume: Sie sind für die Erfahrung und das Beobachten von Natur besonders wertvoll. Naturerlebnisse helfen Kindern wie Erwachsenen dabei, tieferes Verständnis und Gespür für die Zusammenhänge und Abläufe in der Natur zu entwickeln.  Naturnahe Gärten können ganz unterschiedliche Gestalt annehmen: Die einen mögen es eher wild, andere schätzen etwas mehr Ordnung. Alles ist möglich, sofern ein paar Grundsätze eingehalten werden, damit sich eine Vielfalt an Lebewesen einfindet: der Verzicht auf versiegelte Wege und Plätze etwa – und auf chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel. Gezielt geförderte Nützlinge gehen Blattlaus & Co. an den Kragen; einheimische, standortangepasste Pflanzen ermöglichen vielen Wildtieren eine gute Nahrungsgrundlage; Ast-, Stein- oder Laubhaufen bieten Tieren Unterschlupf, Schlafplätze und Rückzugsorte 

Entscheidend: einheimische Pflanzen

Pflanzen sind in vielerlei Hinsicht das Grundgerüst eines Ökosystems. Wildpflanzen und Wildtiere, die ursprünglich am selben Ort vorkommen, sind durch die Evolution eng miteinander verbunden und aufeinander spezialisiert. Einheimische Pflanzen bilden somit die Lebensgrundlage für unsere Wildtiere. Etwa 45 Prozent aller in der Schweiz vorkommenden Wildpflanzen können auch in Siedlungsgebieten wachsen.